Donnerstag, 3. Februar 2011

Kameraleute von ATV teilweise in Polizeikleidung

Die Kritik am embedded journalism bei Wega – Die Spezialeinheit der Polizei (ATV) ist um eine Facette reicher. Wie heute bekannt wurde, war das Kamerateam bei den Dreharbeiten teilweise in Polizeikleidung unterwegs.

Seit einiger Zeit hält sich das Gerücht, ATV-JournalistInnen würden bei den Dreharbeiten zu Wega – Die Spezialeinheit der Polizei – insbesondere wenn bei politischen Demonstrationen gefilmt wird - Polizeiuniformen tragen. Dass dies zumindest teilweise der Fall ist, bestätigte der Sender heute via Twitter: Das Kamerateam hatte, so ATV, "bei einzelnen Fällen eine Polizei-Regenjacke an – dies zum eigenen Schutz und um anderen Einsatzkräften sofort erkennbar zu machen, das dieses Team mit Genehmigung der BPD die Wega begleitet". Man hätte sich jedoch "den Betroffenen gegenüber immer sofort als ATV Team deklariert".

Auch wenn es sich um keine vollständige Polizeiuniform gehandelt haben soll, ist das Vorgehen von ATV problematisch. Denn auch jemand der - Umgeben von Einsatzkräften – mit einer Polizei-Regenjacke bekleidet ist, wird von den meisten Menschen nicht als JournalistIn sondern als PolizistIn wahrgenommen. Nicht zuletzt deshalb, weil die Polizei selbst ebenfalls BeamtInnen in Zivil einsetzt.

Kritische Berichterstattung über das Verhalten der Polizei auf Demonstrationen wird in Österreich systematisch unterbunden. Sei es durch die selbst geschaffenen Sachzwänge eines auf Wohlwollen angewiesenen eingebetteten Kamerateams oder durch das physische Fernhalten kritischer JournalistInnen durch die Polizei.
Interessant an den Aussagen von ATV ist, dass damit implizit zugegeben wird, die Sicherheit von JournalistInnen sei grundsätzlich gefährdet, wenn sie die Polizei – etwa auf Demonstrationen – filmen. Nur ein deutlich sichtbares Zeichen der Zugehörigkeit (wie etwa Polizeikleidung) ermöglicht ungestörte Dreharbeiten und schützt vor Polizeiübergriffen. Wollen JournalistInnen die Möglichkeit haben die Aktionen der Polizei aus der Nähe zu filmen, müssen sie sich selbiger unterordnen. Tun sie dies nicht werden sie – so wie zuletzt bei den antifaschistischen Demonstrationen gegen den WKR-Ball in Wien – auf Distanz gehalten.

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