Sonntag, 19. Juni 2011

Not someone who works as a ...

In seinem Programm 41st Best Stand Up Ever macht sich Stewart Lee über die GegnerInnen von Political Correctness lustig. Eine ungewöhnliche Zielscheibe, ist es doch sonst eher die Kritik an dem Konzept Political Correctness, die Comedians gerne für sexistische, homophobe oder rassistische (Pseudo-)Tabubrüche nutzen.



Stewart Lee arbeitet sich hier insbesondere an Richard Littlejohn ab, einem rechten Boulevardjournalisten, der seit Jahren gegen Political Correctnes kämpft. Im konkreten Fall geht es um die Medienberichterstattung anlässlich der Morde von Bradford. Littlejohn hat in diesem Zusammenhang einen Artikel veröffentlicht, in dem er sich darüber echauffiert, dass einige Medien und die Polizei die Opfer als "women that worked as prostitutes" statt als "Prostitutes" bezeichnen. Littlejohn sieht in diesem Versuch die ermordeten Frauen respektvoll als „Frauen, die als Prostituierte arbeiten“ statt lediglich als "Prostituierte" bezeichnen ein Beispiel für verrückte Political Correctness. In 41st Best Stand Up Ever bezeichnet Stewart Lee Richard Littleton in diesem Zusammenhang als "Cunt (...) Not somebody who works as a cunt".

Aufschlussreich sind die Kommentar unterhalb des Videos. Der oberste Kommentar wird dem/der UserIn erst nach einem weiteren Klick angezeigt. Die Begründung: "Dieser Kommentar hat zu viele negative Bewertungen erhalten." Klickt man auf Anzeigen kommt zum Vorschein, dass es sich um Kritik an der finalen Pointe des Videos handelt:
"So you do a 9 minute routine on extreme misogyny and then finish it by describe someone as a 'cunt' to get a cheap laugh. Pathetic hypocrisy... and not funny."
Die Person, die das Video auf Youtube hochgeladen hat, antwortet:
"He's channeling the voice of Littlejohn, you cunt."
Ein Beispiel, dass aufzeigt wie viel selbst bei kritisch gemeinter Satire auf einer Rezeptionsebene schief gehen kann. Die letzte Pointe in dem verlinkten Video kann man durchaus kritisieren. Die geäußerte Kritik ist nachvollziehbar, wird jedoch von den UserInnen mit negativen Bewertungen abgestraft. Die Person, von der die Kritik ausging, wird sexistisch beschimpft. 67 Personen (Stand: 19. Juni 2011) geben per Mausklick bekannt, dass ihnen diese Beschimpfung gefällt und das - wohlgemerkt - unter einem Video eines Stand Up Comedians, der sich wiederholt als Befürworter von Political Correctness positioniert hat.

Stewart Lee's Comedy Vehicle

Eine abgewandelte Version des oben verlinkten Videos findet sich in einer Folge von Stewart Lee's Comedy Vehicle (BBC Two). Die Sendung ist eine Mischung aus Stand Up Comedy und Sketch Show, die von Armando Iannucci (The Day Today, The Thick of It) produziert wird und an der Chris Morris (Nathan Barley, Four Lions) als Script Editor mitwirkt.

In der Fernsehfassung (Staffel 1, Folge 3) fehlt die direkte Auseinandersetzung mit Richard Littlejohn. Indirekt verweist Lee mit der wiederholten Verwendung der Phrase "Political Correctness gone mad!" (der Titel eines Buches von Littlejohn und darüber hinaus neben "You can't make it up" eine seiner zentralen Catch Phrases) aber doch auf den Daily Mail Journalisten und seine rassistischen und sexistischen Entgleisungen. Und noch ein weiteres signifikantes Zugeständnis muss für das öffentlich-rechtliche Fernsehen offensichtlich gemacht werden: Aus "And if political correctness has achieved one thing, it's to make the Conservative Party cloak it's inherent racism behind more creative language" in der Bühnenfassung wird in der Fernsehversion ein abgeschwächtes "And if political correctness has achieved one thing, it's to make racists in the Conservative Party cloak their beliefs behind more creative language".


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