Mittwoch, 4. Februar 2015

ORF: Pay your Volunteers!

Bekanntlich richtet der größte Medienkonzern eines insgesamt sehr reichen Landes dieses Jahr eine international beachtete Großveranstaltung aus: Den Eurovision Song Contest. Von der Stadt Wien gibt es Sonderbudgets und Vergünstigungen und auch der ORF selbst hat einiges an Budget für die Organisation der Veranstaltung bereitgestellt. Dennoch wird der 60. Eurovision Song Contest zum Fest der unbezahlten Arbeit.

"Die Volunteers sind ein sehr wichtiger Teil für das erfolgreiche Gelingen dieses Mega-Events", heißt es auf der Song Contest Homepage des ORF. So wichtig, dass sie für ihre Arbeit bezahlt werden, sind sie den Verantwortlichen aber nicht.

Vor einigen Wochen hatte ich die Gelegenheit, im Rahmen eines Workshops eine Person aus dem Organisationsteam beim Rechtfertigen dieser Gratiskultur zu erleben. Sie wollte die TeilnehmerInnen des Workshops als Volunteers anwerben. Die Begeisterung hielt sich aufgrund der nicht vorhandenen Bezahlung in Grenzen und Kritik ließ nicht lange auf sich warten. "Ihr werdet nicht glauben, wie viele Leute sich schon beworben haben", sagte die ORF-Mitarbeiterin den Workshop-TeilnehmerInnen, die es entgegen ihrer Erwartung durchaus glauben konnten. Denn die Kritik war eine grundsätzliche.

Menschen zwischen 20 und 30 fällt es mittlerweile verdammt schwer, einen Job zu finden, der einem halbwegs regulären Arbeitsverhältnis gleicht und bei dem es sich nicht um ein Praktikum mit keiner oder extrem schlechter Entlohnung handelt. Am Ende "Danke für (fast) nichts" sagen zu müssen, ist bei Praktika in der Medienbranche (und anderswo) traurige Realität. Da jungen Menschen aber vermittelt wird, sie hätten keine Chance auf dem Arbeitsmarkt, würden sie sich nicht von Praktikum zu Praktikum hetzen, ist es recht logisch, dass prestigeträchtige Events wie der Eurovison Song Contest kein Problem haben, Gratisarbeitskräfte zu finden. Das macht die Sache aber insgesamt nicht besser und schon gar nicht legitimiert es den ORF als öffentlich-rechtliche Anstalt diese allgegenwärtige Gratiskultur zu reproduzieren.

Nachdem das Auswahlverfahren bald abgeschlossen ist und sich ausreichend Volunteers gefunden haben werden, bleibt die Forderung: ORF. Zahl deine MitarbeiterInnen! Unabhängig von Alter, Geschlecht oder Vorbildung haben Menschen, die am Gelingen dieser Großveranstaltung mit ihrer Arbeitskraft teilhaben, ein Recht darauf, angemessen bezahlt zu werden. Die Ausrede, dass kein Geld da sei, ist unglaubwürdig. Vielmehr scheint es - wie so oft - an der Verteilung zu hapern.

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